Extra-Geld für Azubis: Diese Wege gibt es

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Die Schule ist erfolgreich abgeschlossen, nun fängt mit der Ausbildung ein ganz neuer Lebensabschnitt an. Diese bedeutet einen großen Schritt in Richtung unabhängig, so ganz allmählich löst man sich von den Eltern ab, um auf eigenen Beinen zu stehen.

Ausbildungsvergütung und Abhängigkeit passen oft nicht zusammen

Die Ausbildungsvergütung ist oft nicht sonderlich üppig, die Ausgaben sind dagegen vergleichsweise hoch. In den meisten Fällen kann ein Azubi sich davon keine eigene Wohnung leisten, so dass er noch länger auf die Unterstützung vom Elternhaus angewiesen ist. Doch das ist bei weitem nicht das einzige Problem, denn auch der Lebensunterhalt ist nicht gerade günstig.

Womöglich hat man ja ein Auto, welches sich auch nicht von alleine finanziert. Außerdem möchte man sich ab und an auch ein paar neue Klamotten oder einen kurzen Urlaub gönnen. Das sind alles Dinge, für die das Azubigehalt bei weitem nicht ausreicht. Deshalb machen sich viele Azubis Gedanken darüber, wie sie an mehr Geld kommen können. Eine Möglichkeit wäre ein günstiger Kredit für Auszubildende, es gibt aber noch wesentlich mehr Optionen.#

Das Azubigehalt erlaubt keine großen Sprünge

Vor ein paar Jahren wurden Daten aus allen Regionen Deutschlands und aus allen Branchen erfasst. Man wollte herausfinden, wie viel ein Azubi hierzulande durchschnittlich verdient. Diese Untersuchung hat ergeben, dass Azubis in Deutschland im Durchschnitt mit 800 Euro im Monat vergütet werden. Natürlich gibt es in den einzelnen Berufszweigen ganz erheblich Unterschiede. So verdient ein angehender Maurer etwa 1.000 Euro, Mechatroniker und Versicherungskaufleute verdienen etwas weniger.

Entscheidet man sich hingegen für eine Ausbildung zum Friseur, Bäcker oder Floristen, muss man im Monat mit wesentlich weniger Geld auskommen. In den neuen Bundesländern werden die Azubis in diesen Berufen mit nicht einmal 300 Euro abgespeist. Es fällt ohnehin auf, dass Azubis in den alten Bundesländern deutlich besser bezahlt werden. Darüber hinaus zeichnet sich aber auch ein ordentliches Gefälle zwischen dem Süden und dem Norden des Landes ab.

Je nachdem, an welchem Ort man seine Ausbildung macht, kann das monatlich durchaus bis zu 300 Euro ausmachen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Hälfte aller Azubis nicht mit ihrem Verdienst auskommt. Aber immerhin geht es ihnen besser als Praktikanten, denn für ein Praktikum gibt es kein Gehalt.

Die Auswahl an Nebenjobs ist heutzutage riesig, Hilfskräfte werden in vielen Bereichen gesucht. (Foto: Adobe Stock-Dan Race)

Die Auswahl an Nebenjobs ist heutzutage riesig, Hilfskräfte werden in vielen Bereichen gesucht. (Foto: Adobe Stock-Dan Race)

 

Ein Nebenjob ist mit Vorsicht zu genießen

Die Auswahl an Nebenjobs ist heutzutage riesig, Hilfskräfte werden in vielen Bereichen gesucht. Das ist natürlich eine hervorragende Chance für Azubis, um an zusätzliches Geld zu kommen. Ganz egal, ob man am Wochenende kellnert, im Supermarkt Regale einräumt oder Schülern Nachhilfe gibt, der Markt hält für jeden Azubi einen passenden Nebenjob bereit. Schön und gut, das klingt nach einer hervorragenden Einnahmequelle, allerdings muss man ein paar wichtige Punkte berücksichtigen.

Zunächst einmal muss der Ausbildungsbetrieb über das Vorhaben informiert werden und seine Zustimmung geben. Sollte man noch keine 18 Jahre alt sein, darf man an höchstens fünf Tagen in der Woche arbeiten, ein Wochenendjob fällt somit aus. Handelt es sich bei der Arbeit um mehr als einen Minijob, dann kann es sein, dass die Berufsausbildungsbeihilfe gekürzt werden. Auf keinen Fall darf der Nebenjob in Konkurrenz zur Ausbildung stehen, auch Schwarzarbeit ist absolut tabu.

Berufsausbildungsbeihilfe rechtzeitig beantragen

Auszubildenden, die für die Ausbildung das Elternhaus verlassen und einen eigenen Haushalt gründen müssen, steht Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) zu. Diese Beihilfe kann eine Höhe von bis zu 635 Euro haben. Es handelt sich dabei um ein Darlehen, welches später nicht zurückgezahlt werden muss. Wie hoch die Beihilfe letztendlich ausfällt, hängt in erster Linie von den finanziellen Verhältnissen der Eltern ab.

Laut Statistik beantragt nur etwa jeder achte Auszubildende diesen Zuschuss. Es ist darauf zu achten, dass eine Beantragung so früh wie möglich erfolgt, denn rückwirkend wird nichts bezahlt. Eine Auszahlung ist jedoch nur möglich, wenn es sich bei der Ausbildung nicht um eine rein schulische Ausbildung handelt.

Kindergeld steht auf jeden Fall den Kindern zu

Wenn ein Auszubildender das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, hat er auch Anspruch auf Kindergeld. Die Eltern sind dazu verpflichtet, das an sie überwiesene Kindergeld auch tatsächlich an ihren Nachwuchs weiterzugeben, falls dieser nicht mehr im Haushalt lebt. Auf diese Weise können Azubis monatlich noch 219 Euro zusätzlich in der Tasche haben. Auszubildende, die ihren eigenen Haushalt haben, können bei der Familienkasse auch beantragen, dass das Kindergeld direkt auf ihr Konto überwiesen wird. In diesem Fall können sie sichergehen, dass das Geld auch pünktlich und ohne Verzögerung zur Verfügung steht.

Wenn ein Auszubildender das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, hat er auch Anspruch auf Kindergeld. ( Foto: Adobe Stock-DoraZett)

Wenn ein Auszubildender das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, hat er auch Anspruch auf Kindergeld. (Foto: Adobe Stock-DoraZett)

 

Wohngeld wird eher selten bewilligt

Bezieht ein Auszubildender eine eigene Wohnung, kann er auch versuchen, einen Antrag auf Wohngeld zu stellen. Chancen hat man eventuell, falls das Azubientgelt und die Berufsausbildungsbeihilfe zusammen nicht ausreichen. In den meisten Fällen sind solche Anträge jedoch erfolglos. Sie finden höchstens dann Berücksichtigung, wenn man noch ein Kind versorgen muss, so dass der Bedarf erhöht ist.

Auch Azubis können manchmal Bafög erhalten

Normalerweise ist Bafög eine finanzielle Unterstützung für Studenten oder Schüler. Macht man eine klassische Ausbildung, kann man kein Bafög beantragen. Es gibt allerdings eine Ausnahme, nämlich wenn man eine Berufsfachschule besucht. Erlernt ein Azubi einen kaufmännischen, sozialpflegerischen, künstlerischen, hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Beruf, wird er auch Bafög erhalten. Dieses Darlehen muss er zu einem späteren Zeitpunkt auch nicht zurückzahlen.

Der Bildungskredit für volljährige Auszubildende

Wenn man die Volljährigkeit bereits erreicht hat, kann man beim Bildungsministerium nach einem speziellen Bildungskredit fragen. Der Höchstbetrag von 7.200 Euro wird den Azubis in monatlichen Raten ausbezahlt. Wahlweise können dies 100, 200 oder 300 Euro monatlich sein. Der Nachteil des Bildungskredits besteht darin, dass dieses Darlehen später ebenfalls in monatlichen Raten wieder zurückgezahlt werden muss.

Nachverhandlung der Ausbildungsvergütung erbitten

Ja, dieser Schritt ist sicher nicht ganz leicht, denn wer bettelt schon gerne? Den Chef um eine Erhöhung des Azubigehalts zu bitten, kostet sicher Mut und Überwindung, kann sich aber auszahlen. Es gibt schließlich keine festen Vorgaben, was die Ausbildungsvergütung angeht, diese kann jeder Betrieb selbst festlegen. Das bedeutet wiederum, dass es diesbezüglich auch einen gewissen Spielraum gibt. Natürlich sollte man solch eine Anfrage nicht gleich zu Beginn der Ausbildung starten, denn zunächst muss man sich erst einmal beweisen. Ist der Chef jedoch nach einiger Zeit sichtlich mit der Arbeit zufrieden, kann man es ruhig versuchen.

Eltern sind zum Unterhalt verpflichtet

Solange ein Kind sich in der Ausbildung befindet, müssen die Eltern auch für dessen Unterhalt aufkommen. Das ist zumindest dann der Fall, wenn sie selbst ausreichend Geld zur Verfügung haben. Eine weitere Voraussetzung ist ein Hinweis darauf, dass dem Azubi tatsächlich auch am erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung gelegen ist.

Wie hoch der Unterhalt letztendlich ausfällt, darüber gibt die Düsseldorfer Tabelle Auskunft. Der Unterhalb berechnet sich immer am Einkommen beider Elternteile. Vom entsprechenden Betrag wird dann noch die um 90 Euro verringerte Ausbildungsvergütung abgezogen.

Solange ein Kind sich in der Ausbildung befindet, müssen die Eltern auch für dessen Unterhalt aufkommen. ( Foto: Adobe Stock-Tap10)

Solange ein Kind sich in der Ausbildung befindet, müssen die Eltern auch für dessen Unterhalt aufkommen. ( Foto: Adobe Stock-Tap10)

 

Nach vermögenswirksamen Leistungen fragen

Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, doch eigentlich zählt doch jeder Euro. Von den vermögenswirksamen Leistungen kann man zwar im Moment nicht profitieren. Sie erlauben aber immerhin, über die Zeit einen gewissen Betrag anzusparen, ohne das eigene Ausbildungsentgelt anzapfen zu müssen. Der Betrag ist zwar nicht sonderlich hoch, jedoch sind es bis zu 40 Euro im Monat.

Können Azubis einen Kredit beantragen?

Auszubildende haben kein allzu hohes Einkommen, so dass sich viele Banken mit einem Kredit schwertun. Schließlich gehen sie ein ziemlich hohes Risiko mit der Kreditvergabe ein. Das bedeutet allerdings nicht, dass Azubis grundsätzlich keinen Kredit bewilligt bekommen. Natürlich dürfen sie keine hohen Summen für die Finanzierung eines Autos oder eine Immobilie erwarten. In diesem Fall fehlt es der Bank zum einen an der notwendigen Sicherheit, und zum anderen reicht das Einkommen auch nicht zur monatlichen Tilgung aus.

Was jedoch denkbar wäre, ist ein kleiner Ratenkredit, den man unter Umständen von der einen oder anderen Bank erhalten kann. Wesentlich bessere Chancen auf einen Kredit haben Azubis, wenn sie keinen allzu hohe Kreditsumme wählen. Darüber hinaus sollte auch die Laufzeit so kurz wie möglich sein. Um einen Kredit beantragen zu können, muss der Azubi mindestens 18 Jahre alt sein. Er muss außerdem einen festen Wohnsitz in Deutschland haben. Dabei ist es aber vollkommen egal, ob er während der Ausbildung eine eigene Wohnung hat oder noch bei den Eltern wohnt.

Schwierig mit einem Kredit wird es, wenn die Bonität des Azubis zu wünschen übrig lässt. Gute Chancen hat er hingegen, wenn er bei der Schufa keine negativen Einträge gesammelt hat. Das sollte der Fall sein, wenn Rechnungen stets pünktlich bezahlt wurden. Einmal jährlich kann man bei der Schufa kostenlos eine Selbstauskunft einholen und sich somit ein Bild von der persönlichen Bonität machen. Das kann sehr sinnvoll sein, bevor man sich überhaupt an ein Kreditinstitut wendet, um einen Kredit zu beantragen.

Auch für einen kleinen Kredit muss der Azubi ein regelmäßiges Einkommen haben, was während der Ausbildung ja der Fall ist. Selbstverständlich muss die Kreditsumme letztendlich auch diesem Einkommen entsprechen. Banken werden keinem Azubi, der gerade seine Ausbildung begonnen hat, einen Kredit gewähren. Er muss zumindest die Probezeit erfolgreich hinter sich bekommen haben. Sehr hilfreich ist zudem eine Zusage vom Betrieb, dass er später übernommen wird. Eventuell kann man im Betrieb nachfragen, ob die Chance auf eine Übernahme besteht.

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